Zwei Jahre habe ich mit insgesamt 22 Menschen an diesem Album gewerkelt. Ich bin unendlich stolz auf das Ergebnis und so vielen Leuten dankbar, die diese Aufnahmen überhaupt möglich gemacht
haben. Allen voran geht ein riesiges Dankeschön an meine Mitmusiker: Jonas Scheler, Nikolaus Winkelhausen,Tobias Kemper, Jaqueline Rubino und Leon Mucke. Ohne diese Menschen wäre das ganze
Projekt nicht darstellbar gewesen.
Die Idee zu einem live eingespielten Album hatte ich schon länger, aber um ehrlich zu sein entschied ich mich erst im Laufe der Duisburg Session dazu, das gesamte Album so zu recorden. Die
Energie, die bei dieser ersten Session entstand, war sensationell. Schnell war mir klar, dass ich genau dieses Momentum auch auf dem Album haben möchte. Es entstand ein Album was zeitweise sehr
fragile und dann wiederum extrem überbordende Geschichten erzählt. Ich habe mich noch nie so sehr in Aufnahmen wiedergefunden wie bei „Rosa Elefanten“. Es stellt einen kleinen Kontrast zu dem mit
Beauty-Filter überzogenem Musikbusiness dar, welches ihr sonst aus dem Radio kennt. Ungeschönt und live, dieses Album bin hunderprozentig ich. Vielen Dank, dass ihr hier seid und viel Spaß
mit den Aufnahmen, Texten und Videos.
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David Ropertz und ich haben uns bereits 2017 kennengelernt, als wir gemeinsam für ein Musik-Sternchen in einer Fernsehproduktion gespielt haben. Wir kamen lose ins Gespräch, aber ich mochte seine sehr durchdachte und kluge Art sofort. Anfang 2019 habe ich mich das erste Mal mit ihm zusammengesetzt um diese Session zu planen. Die Ursprungs-Idee: Erst einmal drei Songs möglichst ehrlich und live, aber dennoch in Studio Qualität aufnehmen.
Das Studio dazu kannte David bereits aus Sessions mit anderen Bands. Ich mochte das Industrie-Flair und war schnell begeistert von den Ideen, die David so beigesteuert hat. Der Termin sollte im Juni stattfinden. Es war damals eine extrem spannende Phase, weil die Bandbesetzung vor dieser Session so überhaupt noch nicht zusammen gespielt hat. Anfang des Jahres war ich noch auf Tour und so begann die intensive Probenphase erst im Mai. Man merkte allerdings sofort, dass dieses ehrgeizige Projekt mit dieser Band machbar ist. Um die live Aufnahmen auch medial gut zu nutzen, wollten wir das ganze Projekt gerne mit einem Video-Team und einem Fotografen begleiten lassen.
Aaron Mucke (Cinemuck) hat mit mir bei früheren Produktionen schon zusammen gearbeitet, kannte die Band sehr gut und es war schnell klar, dass wir das zusammen „wuppen“ wollten. Er kümmerte sich um ein super Videoteam und ist verantwortlich für die wirklich schönen Videos aus Duisburg. Als Fotograf konnte ich Chris Rausch gewinnen, den ich auch schon jahrelang kenne und als Fotograf und Mensch über alles schätze. Das gesamte Team war einfach überragend und hat die anstrengenden Produktionstage perfekt gemeistert. Am 10. Juni war der Aufbau und Soundcheck angepeilt. Wir haben einen kompletten Tag damit verbracht uns technisch vorzubereiten, Bild und Licht in Szene zu setzen und das Monitoring zu justieren.
Einen Tag später starteten dann die Aufnahmen. Nach einem Get Together um 9:30 Uhr, einem ersten Kaffee und kleinem Line-Check haben wir angefangen. Knappe 10 Stunden haben wir recht durchgängig (mit einer kleinen Mittagspause) aufgenommen. Die Songs dutzende Male gespielt, um die perfekte Aufnahme zu bekommen. Zu allem Überfluss war es extrem heiß an dem Tag, das Studio (nicht klimatisiert) glich einem Puma-Käfig. Wie wir mit den Widrigkeiten umgegangen sind könnt ihr bei diesen Videos sehen und hören. Die drei Songs aus dieser Session heißen „Rosa Elefanten“, „Don Quichotte“ und „Haie“. Da hier meine Entscheidung für ein komplettes Livekonzept gefallen ist, habe ich das Album nach „Rosa Elefanten“ benannt, einer Idee, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
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Im Juli sollte direkt die zweite Session folgen. Sie sollte einen anderen Sound bekommen und das Bild einer Collage aus unterschiedlichen Sessions im Kopf nahm konkreter Gestalt an. Ich habe Videos von zwei Bands gefunden, die dort aufgenommen haben und mochte den „rauen“ Sound und die Tiefe der Bilder.
So bin ich mit Nikolaus, Jaqueline und Leon nach Hannover gefahren. Wir sind zwar einen Tag vorher angereist, mussten aber alles an einem Tag aufnehmen und aufbauen. Ein extrem modernes Studio mit riesigem Aufnahmeraum und wahnsinnig tollem Flügel erwartete uns.
Ole Bunke betreute uns technisch und leitete die Recordings, Marc Bischoff war verantwortlich für die Videos. Es war eine sehr viel jazzigere und freiere Aufnahme als in Duisburg. Das erste mal überhaupt, dass ich selbst auf meinen Aufnahmen soliere. Und dann gleich bei zwei Songs. Es entstanden zwei sehr raue und freie Lieder mit „Ich geh nicht unter sondern auf“ und „Wenn es alle verneinen“.
Tatsächlich schrieb ich das letzte Lied dieser Session („zu selten“) erst am Vorabend im Hotel. Wer genau hinsieht, kann den Text noch auf dem Flügel im Video sehen. Die Fotos aus dieser Session hat Jaqueline gemacht, die bei „Wenn es alle verneinen“ auch als Backingsängerin mitgewirkt hat und ohnehin während der Produktion den ganzen Laden zusammen hielt. Eine tolle Session, bei der ein Video leider bei einem Datenfehler verloren ging. Mit den Dateien von Ole hat David im Mix dann sein übriges getan. Ich habe selten einen so brillanten Flügelsound gehabt. Merci für diese wahnsinns Session.
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Mit ein bisschen Abstand planten wir für Januar 2020 die aufwendigste Session. Es ging für uns ins entfernte Sandhausen, in ein Studio, in das ich immer schon wollte. Diesmal haben wir David einfach direkt mitgenommen. Das Video-Team bestand aus Donnie und Lena. Lena war eine ehemalige Kommilitonin und Donnie spielte tatsächlich in der Band, die mich überhaupt zu meinem Studium nach Mannheim gezogen hatte. Einer meiner alten Helden. Dementsprechend war die Aufregung bei dieser Session immens. Komplettiert wurde die Video-Crew von Milan, der sich ums Licht gekümmert hat. Ein unfassbarer Mehrwert für die gesamte Session, wie man in den Videos sehen kann.
Wir reisten wieder einen Tag vorher an und richteten uns am ersten Tag technisch ein. Soundcheck, Aufstellung und Flügel stimmen standen auf dem Plan. Da wir direkt im Studio übernachteten war es ein sehr ausgedehnter Soundcheck bis tief in die Nacht. Es war das erste Mal, dass ich ein echtes Rhodes einspielen durfte. Ich bin immer noch verliebt in den waberigen Sound, den man bei „Einstein“ hört.
Gegen 7:00 Uhr am nächsten Morgen hieß es für mich aufstehen und das Filmteam ins Studio lassen. Während die Band langsam wach wurde, baute Milan sein Lichtequipment auf und verwandelte das auf den ersten Blick doch recht unscheinbare Studio in eine krasse Location. Jakob (der uns als Studiotechniker betreute) hat uns eine Menge undankbarer Aufgaben abgenommen und, trotz einer tierischen Grippe, wahnsinnig geholfen.
Die Session an sich lief dann wie am Schnürchen. Nachdem wir die drei Songs (Einstein, DeLorean und Bis der Morgen uns erlöst) eingespielt hatten und uns die ersten Mixe angehört haben, kam die Idee auf, noch einen Solo Song am schönen Steinway zu spielen. Es war kurz nach 20:00 Uhr und wir waren fast zwei Tage permanent unter Spannung. In diesen Trubel und mit dieser Anspannung habe ich nach dieser sehr fordernden Session „Irgendwie geht’s gut“ aufgenommen. Es war als wäre die ganze Anspannung der letzten Monate von mir abgefallen. Für mich die wahrscheinlich emotionalste Aufnahme meiner Karriere. Das Studio war mittlerweile leer geräumt, Jaqueline hat die Kamera bedient und es war einer dieser perfekten Momente, wo alles passt. Die anderen haben über die Regie mitgehört und als der Take vorbei war, wussten wir, dass dies, das letzte Stück auf dem Album ist. Unglaublich, dass dieser Take noch funktioniert hat. Die unfassbaren Fotos aus dieser Session sind von Thorsten Dirr.
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Die letzte Session war die reduzierteste. Ich hab in den Wochen nach der Aufnahme in Sandhausen recht viel geschrieben, lag längere Zeit mit Grippe außer Gefecht und habe mich in einen Song schockverliebt. Viele meiner Texte beschäftigen sich mit dem Scheitern. Mit der Frage, wie man selbst Erfolg definiert und wie man vielleicht mit ausbleibendem umgeht.
So richtig kam ich nie zu einem Schluss. Ursprünglich begreife ich meine Musik als inneren Drang, der unbedingt nach außen möchte. Ich kann nicht anders als Musik zu machen und zu schreiben. Dennoch fällt es mir sehr schwer, diesen inneren Drang komplett von äußeren Eindrücken frei zu machen. Man misst sich doch viel zu oft an irgendwelchen vermeintlich wichtigen Größen.
„Samweis“ spielt genau damit. Das man nicht ins klassische Heldenbild passen muss, man Fehler machen kann, darf und muss. Der Song wurde ganz reduziert bei David im Studio aufgenommen. Eine Gitarre, eine Stimme, das war’s. Musik kann manchmal einfach sein und die Einfachheit strahlt eine Faszination aus, gerade als Gegenentwurf zum überproduzierten, makellosen Pop. An der Kamera, sowohl für Foto, als auch Video, war Jaqueline.
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